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1 Benglis’ Serie von Selbstportraits als Einladungskarten entstand in den frühen 1970er Jahre. Sie hinterfragt darin die traditionelle Rollenverteilung und kritisiert vorherrschende Geschlechtsstereotypen.
Die erste Arbeit der Serie war eine Einladungskarte für eine Ausstellung im Clocktower 1973 und ist ein Kindheitsportrait der Künstlerin griechisch-amerikanischer Herkunft: es zeigt die junge Benglis, bekleidet mit der Nationaljacke junger Männer Griechenlands. Mit der Wahl de Archivbildes propagiert sie, durch das Widerlegen der Existenz von geschlechtsspezifischer Bekleidung, die Auflösung vorherrschenden Stereotypen.
Die zweite Einladung für eine Ausstellung in der Paula Cooper Galerie, gedruckt im April 1974 in Artforum, zeigt die Künstlerin mit Pilotenbrille und in einer übertrieben männlichen Pose an einen Porsche gelehnt. Auch in dieser Ausgabe erschien die Werbeanzeige von Robert Morris für die Ausstellung in der Castelli-Sonnabend Galerie. Durch die Feinabstimmung der Details beider Werbeanzeigen, wie beispielsweise das tragen von Pilotenbrillen oder die überdeutliche Darstellung maskuliner Eigenschaften, entsteht der Eindruck, Benglis parodiert die Anzeige Morris noch in der selben Artforum-Ausgabe.
Für die dritte Einladungskarte inszeniert sich die Künstlerin in Anlehnung an Betty Grables Cheeskake Pin-Up aus dem Jahre 1940, fotografiert von Annie Leibowitz.
Als vierte Arbeit folgte sechs Monate später die Werbeanzeige in Artforum.
Lynda Benglis – Werbeanzeige
Werbeanzeige für ihre Ausstellung in der Paula Cooper Galerie in New York Foto: Arthur Gordon
Publiziert in Artforum, November 1974, Vol. 13, Nr. 3, S. 3-4,
Offsetdruck, 26.7 x 53 cm
Die letzte Arbeit in einer Serie von Einladungskarten und kommerziell gedruckten Werbe- anzeigen zeigt Lynda Benglis selbst, sonnengebräunt und nackt, mit einem grossen Dildo zwischen ihren Beinen.1 Sie trägt eine eher maskuline Kurzhaarfrisur. Auch ihr Körper wirkt fast androgyn. Benlis Pose provoziert unmissverständlich.
Dabei ist die Fotografie der nackten Benglis, welche einzig mit dem Satz “Lynda Benlis cour- tesy of Paula Cooper Gallery 1974 Photo: Arthur Gordon“ begleitet wird, mehr erschreckend als lächerlich: Ein direkter, unangekündigter und bleibender Bruch mit der Intimsphäre und den Regeln der Selbstrepräsentation. Benglis kritisiert damit unübersehbar vorherrschende gesellschaftliche Normen und kognitive Strukturen und setzt sich damit zugleich mit einem immer grösser werdenden Trend der zeitgenössischen Kunst auseinander: Neue Formen inszenierter und provokativer Selbstvermarktung der Künstler, wie beispielweise die Business Card von Edward Ruscha 1968, die Ankündigung der Ausstellung von Judy Chicago im Oktober 1970 in Artforum oder die Einladungskarte für die Ausstellung in der Ronald Feldman Fine Arts Galerie in New York von Hannah Wilke 1970, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Gestaltung einer öffentlichen, künstlerischen Identität gestaltet sich dabei 1974 für viele Frauen problematisch. Neben dem präsenten, maskulinen Geschlecht war es schwierig, durch vorherrschende gesellschaftliche Normen, künstlerischer Anerkennung als Frau zu erreichen. Oft gelang genau dies nur durch die Objektifizierung des weiblichen Körpers. Im Wissen dieser Gegensätze ist die Arbeit als Aktfotografie und Kunstprojekt im Zusammen- hang mit einem Artikel über Benglis für die Novemberausgabe von Artforum entstanden. Weil redaktioneller Platz für keinen individuellen Künstler vorgesehen war, wurde die Arbeit nur im kommerziellen Teil gezeigt, finanziert über den Verkauf von, mit der Fotografie bedruckten, Shirts. Die Doppelseite kann als Advertorial beschrieben werden – einerseits als Kunstwerk, anderseits als Werbung für die Ausstellung in der Galerie. Neben dem Artikel wird die Wahr- nehmung der Anzeige als redaktioneller Beitrag zudem durch die Tatsache erhöht, dass weder ein Datum noch eine Uhrzeit vermerkt ist. Die Auflösung dieser eindeutigen Zuordnung scheint vor dem Hintergrund historischer Tatsachen gewollt und provoziert damit nicht nur die Leser sondern auch die Redakteure. Es folgten dutzende empörte Leserbriefe bis Kündi- gungen des Magazins von öffentlichen Institutionen. Als Objekt extremer Vulgarität wurde die Werbeanzeige in der nächsten Artforum-Ausgabe, im Zusammenhang eines Schreibens zur Distanzierung der Arbeit von fünf Redaktoren, bezeichnet. Man beschuldigte das Projekt der schäbigen Verhöhnung der Frauenbewegung und nannte es einen politischen Rück- schritt.
Neben solch grossem Protest gab es aber Stimmen die das Projekt unterstützten, entgegen den maskulinen, heterosexuellen Paradigmen der Modernen. Die unterschiedliche Wahrneh- mung und Akzeptanz der zwischen Mann und Frau wird deutlicher, wenn man den Aufruhr und die öffentliche Distanzierung der Redakteuren mit der kritischen Ruhe vergleicht, die die öffentliche Werbeanzeige von Robert Morris im April 1974 erlebte. Für eine Soloausstellung in der Castelli-Sonnabend Galerie, zeigt es den Künstler mit nacktem, muskulösen Oberkör- per, die Hände in Ketten, einer Pilotenbrille und einem deutschen Militärhelm auf dem Kopf. Paradoxerweise fotografiert von der Artforum-Redakteurin Rosalind Krauss, mit der Morris damals eine Wohnung teilte und welche als eine Initiantin des Protestbriefes gegen Benglis galt. Neben dem sadomasochistischen Aussehen kann die Fotografie des Künstlers, durch den nackten Oberkörper und den aufgesetzten Militärhelm, auch als männliches Glied be- trachtet werden.
Das Ausbleiben von Kritik zu Morris’ Anzeige liefert für die Kunsthistorikerin Amelie Jones unmittelbare Beweise, dass die Bewertung weiblicher und männlicher Künstler nach unter- schiedlichen Kriterien erfolgt. Dieser gesellschaftskritische Aufruf nach Gleichberechtigung hat viel dazu beigetragen, die Anzeige als wirksames, feministisches Statement zu akzeptie- ren. Seit den frühen 90er gilt das Projekt für Jones als Vorläufer des profeministischen ‚Bad Girl’-Phänomens. Diese neue Generation starker Frauen setzt sich in ihren künstlerischen Arbeiten provokativ mit der Vorstellung von Gleichheit aller Menschen auseinander.
Obwohl Benglis betont, die Arbeit sei keine Reaktion auf Morris’ Anzeige, trüben Kritiker die feministische Signifikanz durch den Vorwurf, die Arbeit werde anhand einer Beziehung zu einem hochkarätigen Mann gemessen.
Mit der Arbeit Smile reagiert Benglis auf die öffentliche Distanzierung der Artforum-Redak- teure. Sie entwirft fünf gespiegelte Penisse aus Bronze in der Form eines lachenden Mundes.
Autorin
Stefanie Thommen
Literatur
Jones, Amelia: Postfeminism, Feminist Pleasures and Embodied Theories of Art, 1993 Capps, Kriston: Lynda Benglis/Robert Morris: 1973-1974, Art in America Magazine, Juli 2009
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Die Bildkomposition sprach mich sofort an.
In der Setzung mit den anderen Karten zeigt diese eine einzelne Person.
Die Karte ist ästhetisch und gehaltvoll.